PROJEKTINFORMATION
Bezeichnung |
Neubau Montessori-Kinderhaus |
Allensbach |
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Wettbewerb | Mehrfachbeauftragung 1. Rang |
Auftraggeber |
Gemeinde Allensbach |
Architekten |
Lanz · Schwager Architekten BDA |
Renderings | Lanz · Schwager Architekten BDA |
ERLÄUTERUNGSBERICHT
STÄDTEBAU
Der Neubau wird als zweigeschossiger, gestreckter Baukörper parallel zur südlichen Grenze positioniert und übernimmt somit die Wirkung einer schalltechnischen Trennung zwischen dem im Norden liegenden Außenbereich und den südlichen Wohngebäuden. Mit einem südlichen Grenzabstand von fünf Metern wird ein respektabler Freiraum zur Bebauung eingehalten, wobei auf der nördlichen Grundstückshälfte eine großzügige, zusammenhängende Freifläche als zentraler Spielbereich erhalten bleibt, die sich in die freie Landschaft öffnet. Der am nördlichen Grundstücksrand gelegene Wirtschaftsweg wird erhalten.
ORGANISATION UND ERSCHLIESSUNG
Von der Schulstraße kommend, nähern sich die kleinen und großen Besucher über einen Vorplatz mit überdachtem Abstellbereich für Kinderwägen unmittelbar dem Montessori Kindergarten und werden von einem großzügigen Foyerbereich in Empfang genommen. Über den Luftraum kann der direkte Kontakt mit dem Obergeschoß hergestellt werden, so dass sich der Eingangsbereich aus dem Leitungsbüro über die Geschosse hinweg leicht überblicken läßt. Dem Erschliessungsbereich mit Treppe und Aufzug sind die Sonderräume wie Bewegungsraum und Mensa im EG, sowie Personalräume, Büro für Elterngespräche und Hauswirtschaftsraum im OG direkt zugeordnet. Durch eine flexible Trennwand kann das Foyer mit dem Bewegungsraum und der Mensa zu einem großzügigen Raum geöffnet und mit dem Terrassenbereich auf der Nordseite ergänzt werden. Dies bietet die Möglichkeit für die unterschiedlichsten Veranstaltungen und Feste, die im Laufe eines Kindergartenjahres stattfinden: Sommerfest, Aufführungen jeglicher Art, Spielzeug- und Kleiderbasare, Elternabende, Fortbildungen, etc.
Der in der Westhälfte des Gebäudes gelegene, geschützte Bereich mit den Gruppenräumen wird über einen Mittelflur erschlossen und kann über eine Brandschutztüre abgetrennt werden. Entlang dieser in Ost-West-Richtung verlaufenden Bewegungsachse reiht sich eine Abfolge von offenen und sich verengenden Raumzonen. Die Gruppenräume mit den vorgelagerten Garderoben sind als offene Bereiche in Nord-Süd-Richtung „durchgesteckt“. Dadurch wird eine optimale Belichtung und ein großzügige Ausblick in zwei Himmelsrichtungen geschaffen. Sie können über verglaste Faltwände zu den Garderobennischen geöffnet werden. In Verbindung mit den Bypass-Türen entlang der Südfassade, die gleichzeitig als Fluchttüren dienen, kann so ein fließender Raum erzeugt werden, der den Austausch der Kinder untereinander anregt, und das selbstständige Lernen fördert.
Ebenso ermöglicht die, dem jeweiligen Gruppenbereich zugeordnete, Schmutzschleuse und die vorgelagerte Spielterrasse den direkten „barrierefreien“ Zugang zum Aussenbereich aus beiden Geschossen. Die kompakten, gestapelten Sanitärbereiche liegen zentral und sind auf kurzem Weg erreichbar.
FREIFLÄCHEN
Durch das vorhandene Gelände wird der Außenbereich in zwei Zonen natürlich gegliedert: Direkt an das Gebäude angrenzend wird eine Ebene erzeugt, die als Terrassenbereich und Spielwiese vielseitig genutzt werden kann. Der sanft ansteigende Hang wird in verschiedenen Spielzonen unterteilt, die den pädagogischen Ansatz des Kindergartens unterstützen sollen. Von den bewegungsintensiven Spielmöglichkeiten im Osten entwickelt sich der Freibereich zu einer ruhigen Zone im Westen. Durch die in den Hang modellierten Sitzstufen ergeben sich vielerlei Nutzungsmöglichkeiten: Ruhiger Rückzugsort, Vesperpausen, Sonnenbaden, Freilufttheather, Forum, etc. Westlich des Gebäudes ergibt sich ein geschützte Spielbereich für die Krippengruppe. So umfließen die unterschiedlichen Funktions- und Bewegungsrhythmen der Kinder thematisch das neue Kindergartenhaus. Durch gezielte Baumpflanzungen werden Schattenbereiche über den gesamte Freibereich verteilt. Die Baumreihe mit Hecke entlang der südlichen Grenze wird bewußt als Filter zur südlichen Bebauung eingesetzt. Das Grundstück wird mit einer Hainbuchenhecke als lebender Zaun eingefasst, wodurch ein geschützter Außenbereich entsteht.
MATERIALKONZEPT
Das Gebäude ist als konsequenter Holzbau konzipiert, sämtliche sichtbaren Oberflächen an Wänden und Decken werden in naturbelassenem Tannenholz ausgeführt, sodass ein haptisches und sensorisches Erleben des natürlichen Baustoffs überall wahrnehmbar ist. Als tragende Elemente werden dabei Brettsperrholzwände und -decken vorgeschlagen, die einseitig mit einer Vorsatzschale zur Verbesserung des Schallschutzes sowie für die Installationsführung aufgedoppelt werden. Nichttragende Außenwände sind in Holzrahmenbauweise konzipiert. Verwendung von Dämmmaterial aus nachwachsenden Rohstoffen (z.B. Weichfaserplatten) im gesamten Gebäude.
Auch nach außen hin tritt das Gebäude mit einer vorpatinierten und dadurch pflegeleichten Leistenverschalung als Holzbau in Erscheinung. Diese Bauweise ermöglicht mit relativ geringe Wand- und Dachaufbauten einen hohen Dämmstandard. Durch einem hohen Vorfertigungsgrad ergibt sich eine kurze
Bauzeit.
ENERGIEKONZEPT UND BAUPHYSIK
Durch die hohen Dämmstärken und die daraus resultierenden geringen Wärmedurchgangskoeffizienten werden in Verbindung mit dem sehr kompakten Baukörper die Transmissionswärmeverluste auf ein Minimum reduziert. Die Luftdichtheit der thermischen Gebäudehülle wird sowohl während der Bauphase wie auch nach Fertigstellung des Gebäudes zur Qualitätssicherung mittels Blower-Door-Test messtechnisch überprüft.
Die Wärmeerzeugung wird über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe generiert. Die Wärmeübergabe erfolgt über eine Fußbodenheizung. Hierdurch werden neben einer sehr hohen thermischen Behaglichkeit auch die Vorteile von geringen Vorlauf-Temperaturen in Verbindung mit der Wärmepumpen-Technologie sinnvoll kombiniert.
Die Aufenthalts- und Schlafräume werden mechanisch belüftet. Vorteile hiervon sind die weitere Minimierung von Lüftungswärmeverlusten und die hohe Raumluftqualität. Außerdem ist ein Öffnen der Fenster nicht mehr erforderlich. Hierdurch können Störungen der Nachbarschaft durch Geräuschemissionen verhindert werden.
Durch eine Photovoltaik-Anlage wird elektrische Energie vor Ort erzeugt und durch die Anlagentechnik und die elektrischen Geräte verbraucht.
Die Luft-Wasser-Wärmepumpe wird im erdgeschossigen Technikraum im Gebäude aufgestellt. So werden Störungen der Anwohner verhindert.
Auf Grund des geringen Warmwasserbedarfes erfolgt die Warmwasserbereitung kosteneffizient dezentral elektrisch. Auch hierbei wird die vor Ort erzeugte elektrische Energie genutzt.
Zur Verhinderung einer sommerlichen Überhitzung werden alle Fenster mit einem außenliegenden Sonnenschutz verschattet. Dieser wird jeden Morgen elektrisch herunter gefahren, bietet aber auch die Möglichkeit der händischen Steuerung durch den Nutzer. Durch den Einsatz von Raffstoren mit Lichtlenkfunktion kann auch bei herunter gefahrenem Sonnenschutz das Tageslicht genutzt werden. Der Einsatz von Kunstlicht kann hierdurch reduziert werden.
Über das begrünte Dach wird eine Ausgleichsfläche für die Bodenversiegelung bereitgestellt. Das anfallende Dachwasser wird im südlichen Bereich des Gartens der natürlichen Versickerung zugeführt, sofern es die Bodenverhältnisse zulassen.